Im Norden Albaniens
Shkodra
Der Norden Albaniens hat mich vorerst in seinen Bann gezogen und ich lasse mir Zeit, um mich mit der Energie der Menschen und der Landschaft vertraut zu machen. Mir gefällt die Vergänglichkeit, welche hier in den Gemäuern und auf Oberflächen zu entdecken ist. Es gibt erstaunlich viele Straßenhunde, welche die Stille der Nacht mit einem herzergreifenden Chor von Gejaule füllen.
Die Weite der Landschaft öffnet auch eine Weite in mir.
Nebensaison
Wie eine Geisterstadt wirkt das am Meer gelegene Velipoja in der Nebensaison. Vereinzelt sieht man Autos und Menschen, welche zwischen den vom Wind und Wetter mitgenommenen touristischen Anlagen herumstreunern. Im Großen und Ganzen bin ich jedoch alleine. Mir fällt der Müll ins Auge. Es scheint bei den Menschen hier kein Bewusstsein dafür zu geben den Müll an gesonderten Stellen zu sammeln, stattdessen ist er wirklich eine omnipräsente Begleiterscheinung meiner ersten Eindrücke (und wird es vermutlich auch bleiben).
Noch mitten in der Nacht verlasse ich mit dem Auto den Strand. Es stürmt so stark, dass der Bus von den Böen hin und her geschaukelt wird und ich mir vorstelle, wie der Sand den Lack, welchen ich in mühsamer Arbeit aufgetragen habe, nach und nach abschmirgelt. Außerdem habe ich die Befürchtung am nächsten Morgen durch Überschwemmungen der starken Regenfälle nicht mehr aus dem Sand zu kommen.
koman-Stausee
Der Koman-Stausee (albanischLiqeni i Komanit) ist ein Stausee am Drin in Nordalbanien. Der in den Jahren 1980 bis 1988 in der Schlucht von Malgun (gryka e Malgunit) beim Dorf Koman erbaute Steinschüttdamm mit Betonaußenschicht ist 115 Meter hoch, besteht aus 600.000 Kubikmetern Material und staut einen See von zwölf Quadratkilometern Fläche.[2] Der Wasserspiegel liegt auf einer Höhe von 170 m ü. A. (https://de.wikipedia.org/wiki/Koman-Stausee)
Ich bin der einzige Gast auf dem Campingplatz. Mein Bus steht 10 m entfernt vom Wasser. Hier verbringe ich Silvester und genieße die Natur. So ruhig habe ich Silvester in meinem Leben noch nie gefeiert. Ich bin meine eigene und liebste Gesellschaft an diesem Abend. Und ich kann diese Ruhe und den Frieden, welchen dieser See ausstrahlt wirklich genießen und wertschätzen.
Eine Wanderung auf den nächstgelegenen Berggipfel beschert mir einen fantastischen Ausblick. Wanderwege gibt es in dem Sinne nicht. Auf gelegentlich sichtbaren Tierpfaden und querfeldein über Felsen und Geröll kann ich meinen eigenen Weg an die Spitze finden. Die Wolkenformationen über den Bergen versetzen mich in tiefes Staunen und Ehrfurcht. Als dann noch die abendliche Sonne alles in dunkle Rottöne einfärbt, ist der Magie nichts mehr hinzuzufügen.